Weihnachten

Servus, lieber Freund!

Ich erzählte Dir noch gar nicht, dass im Stall noch ein kleines Tier lebte, das von den anderen kaum bemerkt wurde! Warum? Ganz einfach, weil es sich in einem Mauseloch an der Seite des Stalls versteckte. Es war Bonifaz, die Hausmaus. Er wohnte in einem Loch an der Südseite. Um an Futter zu kommen, sammelte er Körner im Heu und unternahm er auch größere Ausflüge den Hügel hinauf.

Er führte ein einfaches Leben, aber er beklagte sich nie. Seine liebste Beschäftigung war es, abends auf das Dach des Stalls zu klettern und die Sterne zu betrachten. Kurz bevor das Jesuskind geboren wurde, erschien der Stern von Bethlehem am Himmel. Den sahen die drei weisen Könige.

Wer noch? Nun ja, Bonifaz, die kleine Hausmaus. Er bemerkte ihn, schaute und staunte. Was ihn am meisten überraschte, war der Eindruck, dass der Stern immer näher kam. Weißt du was? Bonifaz täuschte sich nicht! Der Stern kam wirklich näher, um den drei Weisen den Weg ganz genau zu zeigen. Endlich der Stern setzte sich neben die kleine Maus auf das Dach des Stalls.

“Hallo, ich bin der Stern von Bethlehem.”, sagte der leuchtende Himmelskörper, während er mit den Beinen baumelte, als er auf dem Dach saß.

“Hallo, ich bin Bonifaz. Was machst du hier? Warum bist du vom Himmel herabgekommen?”, fragte die kleine Maus neugierig.

“Die Engelschar hat mich geschickt. Sie haben gesehen, dass die Weisen die Richtung verwechselt haben und nach Jerusalem gegangen sind. Ich muss den Weg deutlicher zeigen, damit sie direkt hierherfinden.”, erzählte der Stern, der sich freute, dass er nun nicht mehr allein war.

“Aber warum kommen diese Weisen hierher?”, fragte Bonifaz.

“Oh, das weißt du noch gar nicht? Wie schön! Ich freue mich, dir die große Neuigkeit verkünden zu dürfen! Das außergewöhnliche Ereignis, das nur einmal in der gesamten Geschichte des Universums stattfindet. Vom ersten Augenblick der Schöpfung bis zur letzten Posaune am Ende der Welt wird es nichts Vergleichbares geben!”

“Was meinst du denn?”, fragte die kleine Maus staunend.

“Stell dir vor, die Wahrheit, der Weg und das Leben kommen als Mensch. Die unendliche Liebe wird zu einem Menschen, der sich um die Lilien auf dem Feld kümmert, die Kranken heilt, nicht nur ihren Körper, sondern auch ihr Herz. Wer ihm begegnet, wird verändert. Er wird sich um den Schwächsten kümmern, das geknickte Schilfrohr wird er nicht brechen. Das Verlorene wird er suchen und auf seine Schulter nehmen. Jeden Tag wird er helfen und lieben, niemals wird er Urlaub machen. Sturm und Winde werden auf ein einziges Wort von ihm hin still werden. Die Wellen werden sich glätten, und er wird sogar auf dem Wasser gehen. Seine Worte werden wie Senfkörner in den Herzen der Menschen wachsen. Die Welt wird von der Idee erschüttert, die Nächsten zu lieben wie sich selbst.”

“Wow!”, staunte Bonifaz. “Und was ist mit den kleinen Mäusen? Was wird er von uns Mäusen halten? Weißt du, ich habe gehört, dass Menschen Mäuse nicht besonders mögen!”

“Er ist kein gewöhnlicher Mensch, sondern zugleich der Gott der Menschen und der Mensch Gottes. Er wird sagen, dass Gott seine Sonne über Gute und Böse aufgehen lässt und Regen für alle schickt. Magst du die Sonne und den Regen? Denn beides gibt Gott. Er macht sie möglich, denn Er hat die Naturgesetze erschaffen. Ohne Ihn würden nicht so gut funktionieren.”

“Also gibt Er mir die Sonne, die mich wärmt, damit ich nicht friere. Er gießt das Getreide, dessen Körner ich esse. Sogar den strahlenden Himmel mit seinen Tausenden von Sternen, auch die hat Er geschaffen. Dann liebt Er mich. Dann liebe ich Ihn auch. Aber ich habe nichts, was ich Ihm geben könnte!”, sagte Bonifaz traurig.

“Dein Herz hast du ihm schon gegeben. Mehr kann niemand geben.”, antwortete der Stern.

Ich glaube, dass du auch so handelst!

Mit lieben Grüßen,            

Dein Schutzengel, Michi